Wie kommt meine Musik zu Spotify, Apple Music, Deezer, Amazon etc. ?

anbieter bild

Streaming ist nach wie vor nicht unumstritten, birgt aber tatsächlich viele Chancen für D.I.Y-Künstler*innen bzw. die D.I.Y.-Band. So ist neben der globalen Verfügbarkeit, der Aussicht auf günstige Playlist-Platzierungen auch der finanzielle Aspekt entgegen der populären Meinung nicht zu vernachlässigen. Natürlich mag der einzelne Stream nicht viel abwerfen und das Auszahlungsmodell ist alles andere als fair, aber in Summe und bei voller „Kontrolle“ des Vertriebs kann dennoch einiges dabei rausspringen. Vor allem dann, wenn der Sprung in eine kuratierte Playlist geglückt ist. Auf diese Weise haben bereits einige lokale Bands mehrere 100.000 Streams zusammentragen können. Dadurch konnten auch Acts ohne Label und viel Promoarbeit sehr viele neue Hörer*innen erreichen. Und das freut dann letztlich die Bandkasse. Zudem bietet ein über die Jahre aufgebauter Katalog langfristige Einnahme-Möglichkeiten. Ein vor 10 Jahren veröffentlichter Song wirft pro Stream genauso viel ab, wie ein brandneuer Song. Es ist also nicht alles komplett schlecht an dem Medium “Steaming”. Aber wie kommt denn nun eigentlich die eigene Musik auf die hiesigen Streaming- und Download-Portale?

Die Antwort: Content Aggregatoren! Diese sind mehr oder weniger Online-Vertriebe und dienen als Bindeglied zwischen den Streaming- bzw. Download-Plattformen und euch. Sie übernehmen den Verwaltungs- sowie Organisationsaufwand, überprüfen Copyrights und platzieren euch letztlich auf den verschiedenen Stores. Dafür verlangen die verschiedenen Anbieter allerdings Geld oder behalten einen Teil der Einnahmen ein. Die Modelle sind hier ganz unterschiedlich und können individuell Sinn ergeben oder auch nicht. Im Folgenden findet ihr eine kurze Übersicht über die Modelle der gängigen Anbieter.

Anbieter (Stand 31.05.2021):

  1. RecordJet

    RecordJet bietet zwei standardisierte Tarife und einen individuellen Deal an:
    Basic: Ihr bekommt 90% der Einnahmen (Wichtig: Die Streaming- bzw. Downloadportale ziehen auch noch ihren Anteil ab) und zahlt einmalig 19€ für eine Single, 29€ für eine EP und 39€ für ein Album.
    Premium: Hier bekommt ihr 100% der Einnahmen, zahlt allerdings jährlich eine Gebühr. 9€ für eine Single, 19€ für eine EP und 29€ für ein Album.
    First Class: Hier schreibt RecordJet „Individuelle Deals inklusive vieler Upgrades, Volumentarife, etc.“ und weiter „überlege dir dein Wunschpreismodell und lasse uns wissen, was der Deal deiner Träume ist.“. Außerdem werden weitere Möglichkeiten, wie Store-Promotion, Labelcode und Physischer Vertrieb angeboten. Weitere Informationen können entsprechend individuell erfragt werden.

  2. Tunecore

    Der US-Anbieter hält nur ein Preismodell bereit:
    Ihr bekommt 100% der Einnahmen, zahlt aber jährlich eine Gebühr.
    9,99€ für eine Single, 29,99€ für ein Album im ersten Jahr, 49,99€ pro Folgejahr.Zudem kann Tunecore auch als Musikverlag agieren und so Copyright-Tantiemen (bspw. von YouTube) eintreiben. Hier behält man 90% der Tantiemen. Sollte das „Kreativteam“ euren Song anderweitig unterbringen, z.B. in Werbung oder Film, dann behält Tunecore eine 20%ig Vermittlungsprovision ein. Scheinbar funktioniert der Service auch ohne GEMA-Mitgliedschaft. Hier liegen allerdings noch keine Erfahrungsberichte vor. Weitere Informationen werden dankbar angenommen (kontakt@meandreas.com).

  3. Spinnup

    Spinnup bietet ebenfalls nur ein Modell an:
    100% der Einnahmen, 9,99€ jährlich für eine Single, 19,99€ für eine EP (3-6 Tracks) und 39,99€ pro Jahr für ein Album (7-25 Tracks).Spinnup wurde von Universal Music gegründet und wirbt neben dem Musikvertrieb noch mit ihrem Scouting-System. „Jeden Monat kannst du deine Musik an bis zu 3 Talent Scouts “pushen”, um deren Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Scouts hören sich so viel Musik an, wie nur irgendwie möglich und können den Künstlern Feedback geben.“ Auf diese Weise wurden laut Angaben von Spinnup bereits einige Bands und Künstler mit Plattenverträgen von Universal ausgestattet. Zudem versucht Spinnup mit eigenen Showcase-Veranstaltungen auf sich und ihre Künstler aufmerksam zu machen.

  4. CD Baby

    Das D.I.Y.-Urgestein (1998) aus den USA hält aktuell zwei Preismodelle bereit:
    Standard: 9,95$ für eine Single, 29$ für ein Album.  Zudem behält CD Baby 9% der Einnahmen ein.
    Pro: 29,95$ pro Single, 69$ pro Album. Bei der Pro-Variante werden analog zum Musikverlag von Tunecore Copyright-Tantiemen erfasst und ausbezahlt.

  5. iMusician

    Der Schweizer Anbieter geht mit drei Modellen ins Rennen:
    Starter: 9€ Single, 19€ EP, 29€ Album bei 30% Kommission
    Regular: 19€ Single, 29€ EP, 39€ Album bei 15% Kommission
    Rockstar: 39€ Single, 79€ EP, 99€ Album bei 0% Kommission

    Darüber hinaus bietet iMusician noch weitere Premium-Vorteile an, wie z.B. Vorbestellung via iTunes und  YouTube-Content ID, eigener Labelname, Telefonischer Support, Expressauslieferung und Promotion.

  6. Feiyr

    Die günstigsten Festpreise bietet eindeutig Feiyr an:
    2,36€ kostet eine Veröffentlichung. Dabei ist egal ob Single, EP oder Album. Allerdings müssen dafür 20% der Einnahmen abgegeben werden. Die Konto-Aktivierung kostet zuvor 9,90€, wird aber erst fällig, sobald etwas veröffentlicht wird.

  7. Distro Kid

    Distro Kid bietet ein einfaches aber attraktives Angebot: 19,99$ im Jahr für beliebig viele Releases, bei 0% Kommission.

Zusammenfassend die jeweils günstigsten Tarife in der Übersicht:

 

RecordJet TuneCore Spinnup CD Baby iMusician Feiyr Distro Kid

Single

19€ 9€ / Jahr 9,99€ / Jahr

9,95$

9€ 2,36€ Einmalig 19,99$ pro Jahr für unbegrenzt viele Releases
EP

29€

19,99 / Jahr

19€

2,36€
Album 39€ 29e / 1. Jahr

49e / Jahr

39,99 / Jahr

29$

29€

2,36€

Kommission 0% 0% 0% 9% 30% 20% + einmalig 9,90€

0%

Natürlich muss der Preis – auch wenn die Tabelle eine deutliche Sprache spricht – nicht der einzige Faktor bei der Entscheidung für einen Anbieter sein. Viele der Vertriebe bieten neben dem tatsächlichen Angebot der Musik noch weitere Services an. Von Vorbestellungs-Möglichkeiten und YouTube-Monatarisierung über besondere Platzierungen bei den Stores (bspw. bei iTunes) bis hin zu “Verlagstätigkeiten”, sprich der Eintreibung von Copyright-Tantiemen. Zumeist wird dabei jedoch zusätzlich zur Kasse gebeten. Solche Zusatzleistungen können natürlich individuell Sinn machen, sind aber letztlich oft nicht ausschlaggebend für den Erfolg der Veröffentlichung. In hiesigen Foren liest man diesbezüglich vermehrt die Beschwerden einiger Nutzer, dass beispielsweise gebuchte Promo-Pakete wenig bis gar keine Auswirkungen auf Klick- bzw. Downloadzahlen hatten und haben. Zudem wird moniert, dass fristgerechte Zahlungen ausbleiben, selbst-getätigte (und damit sichere) Käufe nicht in der Abrechnung auf auftauchen und es Probleme mit dem Kundenservice gibt. Diese Anbieter wurden allerdings bei dieser Übersicht ausgespart.

Aber auch die größten Anbieter im Felde, TuneCore und CD Baby, sehen sich aktuell häufig Kritik wegen der vergleichsweise teuren Preis ausgesetzt. Demgegenüber können beide Anbieter aber den großen Vorteil für sich verbuchen, dass sie aufgrund ihrer (Markt-)Positionen auch langfristig keine existenziellen Probleme befürchten müssen. Das heißt eure Releases sind “sicher”. Das können die “kleinen” Anbieter leider nicht von sich behaupten. Was im Falle einer Insolvenz passiert, ist hier oft unklar. Kürzlich wurde beispielsweise der Anbieter Zimbalam von TuneCore geschluckt, wodurch insbesondere UK-Kunden mit komplett anderen Preisen und Modellen konfrontiert wurden. Aus diesem Grund mussten viele Alben und Songs zwangsläufig entfernt und teilweise anderweitig neu hochgeladen werden. Nicht nur Klickzahlen gingen durch diese Prozedur verloren, sondern auch günstige Platzierungen in Playlists. Dieser Sicherheitsaspekt sollte daher auch nicht außer Acht gelassen werden.

Aus diesen Gründen kann keine klare und allgemein gültige Empfehlung ausgesprochen werden. Gerne können wir aber gemeinsam das für euch beste Angebot erarbeiten. Vielleicht habt ihr noch weitere oder andere Erfahrungen gemacht. Gerne nehme ich diese hier auf :).  Meldet euch :).

Links zu diesem Thema:

Wie ihr euer Spotify-Profil richtig pflegt
Hier noch ein interessanter Artikel samt Übersicht über weitere US-Anbieter
Der vollständige Bericht über die Zimbalam-Übernahme
Wie viel verdient man auf Spotify?