„Ey, lass bidde einen Podcast starten!“ Pt. I

Hast du diesen Satz schon mal gehört? Dann zählst du vermutlich nicht nur zu dem einen Viertel der deutschen Bevölkerung, das regelmäßig Podcasts hört, sondern auch zu dem kleinen Teil, der selbst bereits mit dem Gedanken gespielt hat, ein eigenes Format zu produzieren. Ich möchte dir hier ein paar Tipps geben, die für den Start deines eigenen Podcasts hilfreich sein können. Weiter nach der Werbung.

Matze Gründl steht vor einem Mikrofon und grinst in die Kamera.
Matze Gründl spricht gerne vor einem Mikrofon mit Leuten.

Wer steckt hinter “Zwei Flaschen Wein”?

Matze redet gerne. Und er lernt gerne neue Leute kennen. Am allerliebsten auf Konzerten, Festivals und der bunten Kulturlandschaft Nürnbergs. Und da die Karriere als Pausenclown nach der Schule vorbei war und er zwar viele Musiker*innen kennt, aber selbst keine*r ist, musste er seinem kreativen Wahnsinn zwangsläufig ein neues Ventil geben: Podcasten. Im Zuge seines Projekts „Zwei Flaschen Wein“ durfte er in mittlerweile über 20 Folgen die unterschiedlichsten Charaktere aus Kunst, Kultur, Musik und purer Sympathie vor dem Mikrofon begrüßen und mit ihnen die Weingläser kreuzen. Ein konkretes Ziel und Konzept hat er dabei nicht. Letztlich ist ihm nur eines wichtig: Einen Einblick in Projekte und Persönlichkeiten geben, die Gehör verdient haben – egal aus welchem Hintergrund. Getreu seinem Motto: Jede*r hat eine Geschichte zu erzählen.

Seine aktuelle Folge mit Lampe vom Curt Magazin hört ihr hier.

Podcast ist wie Club-Mate

Die unzähligen Podcast-Kategorien sind mittlerweile vergleichbar mit der unendlich erscheinenden Menge an Musik-Genres. Angefangen bei Fernseh- und Rundfunksendern, über renommierte Fachzeitschriften und letztlich jeder*m aus der Unterhaltungsbranche: Jede*r hat einen verdammten Podcast. Also warum nicht auch du? Für jede*n gibt es das richtige und letztlich erfolgreiche Format. Die Aussicht, auf diesem Gebiet noch etwas Neues erfinden und veröffentlichen zu können war auch für mich der finale Anreiz „Zwei Flaschen Wein“ zu starten. Doch vor Veröffentlichung der ersten Folge kamen die Fragen und Zweifel. Wer zum Teufel soll sich das anhören? Was habe ich schon Interessantes zu erzählen? Wird das nicht peinlich, wenn sich das am Ende keine Sau anhört? Die gleichen Fragen stellt sich auch jede*r junge Musiker*in. Und am Ende stehen sie*er und ihre*seine erste Band trotzdem mit eigenen Songs im Gepäck auf den Kleinkunstbühnen dieser Welt. In beiden Fällen braucht es eine kleine Portion Selbstbewusstsein und Übung, kann jedoch von Beginn an ein unfassbar vielfältiges Ventil für die eigene Kreativität sein, sowie absolute, künstlerische Narrenfreiheit bieten. Podcast ist aber auch wie Club Mate. Es ist schwer jemanden davon zu überzeugen, wenn klar ist, dass es ein wenig dauert bis man sich daran gewöhnt.

Ob alleine, zusammen mit einer*m Partner*in oder als Gruppe mit wechselnden Gästen. Egal ob Comedy, Wissenschaft oder Sport – jedes Format hat seine Besonderheiten, für die es kein allgemeingültiges Erfolgsrezept gibt. Und woran misst man als Freizeit-Podcaster*in überhaupt Erfolg? Ich habe beispielsweise in jeder Folge neue Gäste, die meist in den Bereichen Musik und Subkultur tätig sind und mir Geschichten aus ihren Projekten und Kollektiven erzählen. Neue Kontakte, Freundschaften und Einblicke in diese Bereiche sind für mich daher deutlich größerer Erfolg als jegliche Klick-Zahlen oder Follower. Ein solches Projekt mit der Intention zu gründen, dadurch mal eben reich und berühmt zu werden, ist keine sonderlich aussichtsreiche Idee. Doch letztlich geht es doch darum, sich mit seinen kreativen Ideen auf eine besondere Art und Weise Gehör zu verschaffen und sich selbst zu verwirklichen. Wenn jemand lauthals lacht, lacht man mit. Und dieses Prinzip der Begeisterung ist auch beim Podcasten übertragbar.

Hörst du dir eigentlich manchmal selbst zu?

Entgegen all den Expert*innenmeinungen die man im Internet findet, benötigst du kein vollständig durchgeplantes Konzept. Setzte dich nicht gleich zu Beginn unter Druck, indem du dich mit festen Rubriken und Regeln begrenzt. Eine langanhaltende Leidenschaft für ein Projekt kann sich sonst nur schwer entwickeln. Ich habe mich zu Beginn dagegen entschieden, den Hörer*innen zu versprechen, dass die Folgen regelmäßig im gleichen Rhythmus erscheinen. Ich produziere nur dann, wenn ich auch wirklich kreativ und motiviert bin. Lass dir und deiner Idee die nötige Zeit sich zu entfalten, denn nur dann entsteht ein authentischer Inhalt, mit dem du dich dauerhaft identifizieren kannst.

Bei der Wahl des perfekten Namens und Logos gibt es letztlich nur ein paar Kleinigkeiten zu beachten. Nimm dir die nötige Zeit und recherchiere, ob es schon Podcasts mit identischen oder ähnlichen Titeln gibt. Vor Allem bei der Erstellung deines Logos (idealerweise quadratisch) solltest du dich nicht mit Übergangslösungen zufriedengeben, auch wenn du am liebsten direkt recorden und veröffentlichen willst. Mit einem treffenden Namen im Rücken, der dir auch nach langer Zeit noch gefällt und einem Logo, das du ohne viel zusätzlichen Aufwand direkt für deine ersten Sticker verwenden kannst, lässt es sich entspannter in dein Projekt starten. Eine Instagram- oder Facebook-Seite bietet dir die Möglichkeit, mit deinen Hörer*innen zu interagieren und Feedback zu kriegen. Außerdem kannst du über solche Kanäle deine Releases ankündigen oder dich mit anderen Künstler*innen und Institutionen verknüpfen. Dadurch entstehen Möglichkeiten und du sammelst Erfahrungen im Austausch mit anderen. Unbedingt nötig ist eine Social-Media-Präsenz natürlich nicht, bietet aber viele Vorteile.

Für wen Recording, Mikrofonierung und Schnittprogramme komplettes Neuland sind, den kann ich beruhigen. An diesen Punkten muss dein Weg zum eigenen Podcast nicht scheitern. Zum Glück hat mittlerweile nahezu jedes große Musikgeschäft Starter-Bundles mit Mikrofon, Stativ, Kabel und Software für den kleinen Geldbeutel fest im Sortiment. USB-Kondensatormikrofone der unteren Preiskategorie, die man direkt mit dem Laptop verbinden kann, erzeugen mit ein wenig Feingefühl und Erfahrung bereits eine gute Soundqualität. Das erzeugt bei jeder*m neuen Hörer*in direkt einen professionellen Eindruck. Kurz gesagt gilt hierbei: Man hört dir nur dann gerne regelmäßig zu, wenn man dich auch problemlos versteht. An den Klang der eigenen Stimme gewöhnt man sich übrigens sehr schnell, selbst wenn du bisher nicht einmal die eigenen Sprachaufnahmen am Handy nochmal anhören wolltest. Bevor du eine Folge veröffentlichst, solltest du diese nicht nur auf dem Laptop mit geschlossenen Kopfhörern, sondern auch über das Handy oder im Auto anhören. Nicht jedes Setup bietet automatisch das beste Sprachverständnis für alle Geräte. Frag einfach Freund*innen, ob sie deine ersten Folgen Probehören können und lass dir ehrliches Feedback geben. Damit sammelst du am schnellsten Erfahrungen und die nötige Sicherheit. Auch wenn mir jetzt bei den folgenden beiden Sätzen ein klein wenig Kotze hochkommt, passen sie leider zu gut. Fragen kostet nix und Übung macht nun mal die*den Meister*in.

Spotify oder iTunes?

Die erfolgreichsten Podcasts sind meistens professionell produzierte, zum Teil geskriptete und mit langjähriger Erfahrung ausgestattete Formate. Eines haben diese und dein eigener immer gemeinsam. Es wird letztlich einfach nur geredet. Deutschlands erfolgreichster Comedy-Podcast „Gemischtes Hack“ startet bis heute mit einem Rap-Zitat an Stelle eines musikalischen Intros und orientiert sich nebenbei nur an sehr wenigen, festen Strukturen. Und dennoch hat das Konzept nach Jahren noch Erfolg. Das zeigt deutlich, dass es am Ende viel mehr auf den eigentlichen Inhalt und seinen Unterhaltungswert, als auf eine glitzernde Verpackung ankommt. Trotzdem macht ein kurzes, knackiges Intro zu Beginn natürlich etwas her und schenkt deinem Format einen persönlichen Charakter mit Wiedererkennungswert. Ich habe mein Intro damals als Freeware von einer Homepage für Beat-Produzent*innen heruntergeladen und um ein paar Sprach-Samples von Navigationsgerät-Stimmen erweitert. Frag bei Freund*innen, die sich mit Musik- und Beatproduktion auskennen oder spiel selbst etwas ein. Kurz, prägnant und charakteristisch sollte dein Intro direkt für Aufmerksamkeit bei den Hörer*innen sorgen. Denk hierbei jedoch unbedingt daran, grundsätzlich jede*n Künstler*in explizit um Erlaubnis zu bitten, bevor du deren Werke verwendest. Selbst wenn es sich um Freeware aus dem Internet handelt. Eine kurze Erwähnung in deiner Beschreibung auf Spotify oder iTunes ist den meisten Produzent*innen Gegenleistung genug und du bist gleichzeitig auf der sicheren Seite.

Für die Veröffentlichung benötigst du einen sogenannten Host. Dabei handelt es sich um eine Homepage, auf der du deine Audiodateien, Folgenbeschreibungen und Titelbilder hochlädst. Dein Host verarbeitet diese nach deinen Vorgaben und stellt sie für die Streaming-Dienste zur Verfügung, auf denen du dein Format veröffentlichen willst. Die meisten Anbieter*innen haben zusätzlich einen Service zur Auswertung und Analyse jeder Folge eingerichtet. Bei Spotify nennt sich dieser beispielsweise „Spotify for Podcasters“ und bietet einen übersichtlichen Einblick über deine Klick-Zahlen, Reichweite und Follower. Nutze direkt von Beginn an die Funktionen, die dir dein Host bietet, um jede Folge kurz zu beschreiben. Wechselnde Groß- und Kleinschreibung, ähnliche Struktur der Episodennamen und Folgennummer sind mittlerweile zum Standard geworden.

Egal für welches Konzept du dich letztlich entscheidest. Ein gesundes Gleichgewicht zwischen Struktur und Spontanität hält deinen Podcast lebendig und spannend. Wichtig ist, dass du deiner eigenen Idee, deiner persönlichen Meinung und dem Charakter deines Projekts treu bleibst.

Teil II folgt.

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