Wie werde ich öfter gebucht? Die Dos & Don’ts beim Anschreiben

Raus aus dem Proberaum, rauf auf die Bühne! Leichter gesagt als getan. Veranstalter*innen bekommen jeden Tag zig Anfragen für Ihre Clubs und Festivals. Dieser Guide führt Dich durch die Dos und Don’ts der Anschreiben für Booker*innen.

Wir haben einige Booker*innen und Veranstalter*innen aus der Region gefragt, was sie sich wünschen, wenn Bands und Künstler*innen sie anschreiben. Die witzigsten Zitate und Kernaussagen ihrer Antworten haben wir in kleine Bildchen gepackt.

Hier findet Ihr noch einen Link zu einer Vorlage für ein Anschreiben, an der Ihr Euch orientieren könnt. Mille Grazie an dieser Stelle an Chris von innerlichelvis.de, der sich auf Bandmarketing- und Booking-Beratung spezialisiert hat. Er bietet übrigens auch Online Booking Bootcamps an. Schaut Euch bei ihm um.

1. Bevor Du Dich an den PC, den Füllfederhalter oder die Spracheingabe setzt, solltest Du den ersten grundlegenden Tipp beherzigen: Erst Gitarre stimmen, dann Anschreiben verfassen.

Hinter dieser siebengescheiten Aussage steckt die Erkenntnis, dass manche Künstler*innen sich ein bisschen zu sehr auf das Live-Game freuen. Manchmal achten sie dabei nicht auf die Feinheiten des eigenen Auftritts. Zuerst solltest Du Dir also ganz sicher sein in dem, was Du präsentieren möchtest.

2. Die richtige Person adressieren

Zuerst einmal musst Du Mailadressen suchen und finden. Hast Du schon einen Verteiler, achte darauf, dass er aktuell ist. Einige Veranstalter*innen ändern aufgrund der vielen Anfragen immer wieder ihre Mailadressen. Google lieber ein bisschen mehr, am Ende sparst Du Dir die Frustration, ein Anschreiben umsonst verfasst zu haben.

Danke Hendrik Meier @Primaprima Booking

3. Welche Stadt

Wenn Du Dich nicht gerade auf Festivals oder als Support für eine bestimmte Band bewirbst, gibt es Sinn zu überlegen, in welcher Stadt Du spielen möchtest. Wichtig dabei: Überspiel Dich nicht. Auch nicht in Deiner Homebase. Da besteht die Gefahr, immer das gleiche Publikum zu bespielen. Bleib spannend und such Dir Venues an anderen Orten. Dann spielst Du auch viel lieber wieder zu Hause.

Danke Sarah Lohr @Luise und @Arsch und Friedrich

4. Welche Läden

Wenn Du einen Club anschreibst, sei Dir sicher, dass Deine Musik auch zum Genre passt. Manche Veranstalter*innen haben sich auf Metal spezialisiert, während andere eher Indie-Pop buchen. Man kann zwar auch zu Indie-Pop eine Wall of Death einreißen, aber es ist einfach nicht das Gleiche.

Danke Sabine Tipp @Kopf und Kragen

5. Für was bewirbst Du Dich? Sei spezifisch und informiert.

Klar. Du willst spielen. Diese Info allein ist aber oft nicht ausreichend. Mach’s deinem Gegenüber leicht und such Dir Konzertreihen raus, in die Du passen könntest. Oder frag gezielt nach Bands aus dem Programm, für die Du gerne Vorband sein würdest. Überlege Dir, wie Du in den jeweiligen Veranstaltungsort passen könntest. Booker*innen ersparst Du damit Zeit zu überlegen, was sie mit Dir anstellen könnten. Und jeder weiß, Zeit ist knapp im Booking-Business.

Kümmere Dich auch früh genug um Konzerte. Viele Veranstalter*innen buchen 6-9 Monate im Voraus. Und wenn die Slots voll sind, wird es meistens schwierig, noch eine Band unterzubringen. Der frühe Vogel… naja. Aber hier kann das teilweise stimmen.

Danke Lorena Seipp @Kulturzentrum E-Werk

6. Der Ton macht die Musik

Dieser Punkt scheint selbsterklärend. Trotzdem neigt man bei Anschreiben oft dazu, zu arschkriechend oder zu übertrieben zu sein. Üb Dich darin, ziemlich genau über Deine Musik sprechen zu können. Vergiss die Floskeln der Musikpresse, finde Deine eigenen Worte. Bleib freundlich, konzentriere Dich auf Deine Stärken und versuche sie so gut es geht in Worte zu fassen.

Danke Andreas Klenk @Musikzentrale MUZ

7. Seid Euch Eurer Position bewusst

Setze am besten Deine Ansprechpartner*innen nicht unter Druck. Selbst wenn Du glaubst, dass Du wie die Faust auf’s Auge in den Club passt. Am Ende müssen die Veranstalter*innen Dich gut und passend finden. Nicht andersrum. Das gibt auch Sinn, da sie ihre Locations und Gäste am besten kennen. Lass Deine Uniqueness und Deine Kunst für Dich sprechen. Das sollte Dein Aushängeschild sein. Wenn Du Dir nicht ganz sicher bist, was das ist, finde es heraus. Am Ende kann das zur fruchtbarsten Quelle in deinem Musiker*innendasein werden.

Danke @Kunstkeller o27

8. Die Metapher ist ein zweischneidiges Schwert

Du bist Künstler*in. Die Veranstalter*innen tun sich aber schwer in einer E-Mail den philosophischen Überbau Deiner Musik zu verstehen. Das können sie auch, nachdem sie Dich gebucht haben. Pack alle Deine Infos übersichtlich, knapp und leicht verständlich in eine ansprechende Nachricht.

Praktisch ist ein sogenanntes EPK – ein Electronic Press Kit. Das ist eine Landingpage, die übersichtlich Eure aktuelle Musik zeigt, eingebettete Videos und Bandinfo/Pressetext beinhaltet. Gerne auch die bisher gebuchten Konzerte. Packt diesen Link in Eure Mail und verzichtet auf Anhänge und tausend Weiterleitungen, die am Ende verlorengehen oder verwirrend sein können.

Danke Jan Bratenstein @Sing In uvm.

9. Präsentiert Euer Produkt bestmöglich

Bilder sind die Währung unserer Zeit. Je schneller der visuelle Eindruck Dein Gegenüber anspricht, desto besser. Natürlich kann es ein Stilmittel sein, viel Trashfaktor in seinen Videos zu verwenden. Meistens merkt man aber, ob dahinter fehlende Professionalität steckt oder ein genialer Gedanke. Habt also ein paar repräsentative Videos Eurer liebsten Songs auf YouTube parat. Gute Videos lassen sich auch hervorragend auf Facebook, Instagram oder in einem Newsletter teilen – wahrscheinlich die wichtigsten Marketingtools der Veranstalter*innen.

Danke Lorena Seipp @s. o. und Sebastian Vieth @Vorstadt Sound Festival und Obacht!

10. Bemüht Euch wie ein*e ehrenhafte*r Onna-bugeisha/Samurai

Disziplin ist selten als Schriftzug auf Armen von Musiker*innen tätowiert. Booking hat aber eher wenig mit Musik zu tun, sondern mit viel Fleiß, guter Vorbereitung und Durchführung. Erinnert Euch also grade in diesem Bereich an Einfachheit, Struktur und Ästhetik. Ein*e Booker*in möchte gerne in kurzer Zeit Eure beste Seite sehen. Das Aussehen Eures Texts kann also dazu verleiten, sich mit Eurer Musik zu beschäftigen, aber auch davon abhalten. Den Vergleich mit japanischen Idealen von Ganzheitlichkeit habe ich hier also nicht ganz zu Unrecht bemüht.

Danke Michael Beigel @Weinturm Open Air