Spotify richtig pflegen

Spotify for Artists Profil Pflege Artist's pick
(c) Marco Verch https://foto.wuestenigel.com/ CC2.0

Seit sich Spotify fest in unseren AirPods und Sonos-Systemen etabliert hat, hat sich Musikkonsum stark geändert. Nicht nur die Menge der gehörten Tracks und Genres hat sich erhöht. Auch die Art und Weise, wie wir auf Neues aufmerksam werden funktioniert anders als in dieser merkwürdigen Zeit von CDs, MP3-Dateien und eDonkey2000. Wenn wir Musik nicht aus Netflix-Serien shazamen oder von den besten Freund*innen empfohlen bekommen, ist es der geniale Spotify-Algorithmus, der uns Ungehörtes serviert. Genial ist dabei vielleicht das falsche Wort. Zuverlässig trifft es eher. Denn Spotify wagt sich bei seinen Recommendations kaum in Terrain, das nicht unserer musikalischen comfort zone entspricht. Wir bekommen eben das geboten, was uns mit hoher Wahrscheinlichkeit sowieso gefällt. Das gibt nur Sinn. Anderenfalls würden wir schnell die Lust an Playlisten verlieren, die Spotify für uns maßschneidert.

Algorithmische Playlist sind automatisch generierte Sammlungen von Songs. Diese Automatismen sind natürlich streng geheim. Doch gibt es ein paar Anhaltspunkte, ein paar Brotkrumen anhand derer man zumindest bessere Chancen hat, in so eine Playlist zu kommen. Und die findet man meistens in den Features von Spotify. Immerhin möchte das Programm, dass wir seine Funktionen nutzen.

Nutzt alle Spotify-Funktionen regelmäßig

Fangen wir beim Offensichtlichen an: Dem eigenen Künstler*innen-Profil Spotify for Artists. Über Euren Browser und den Zauberspruch https://artists.spotify.com/ gelangt Ihr zu Eurem Back-End, das Euer Erscheinungsbild auf Spotify bestimmt. Hier könnt Ihr vom Profilbild bis zu neuen Playlists alles ändern, was relevant ist. Und das solltet Ihr auch. In regelmäßigen Abständen.

1. Bilder

Algorithmen lieben es, wenn wann los ist. Stillstand ist absolut uninteressant für sie. Mal wieder Lust gute Fotos im herrlichen Frühlingswetter zu machen? Perfekt! Macht ein aktuelles Foto und ladet es hoch. Eure Fotografin kann dabei sogar den empfohlenen Mindestabstand von eineinhalb Metern einhalten. Die Fotos schickt man sich hernach eh digital zu. Corona-safe also. Pimpt Euer Profil mit einem schönen neuen Headerbild. Schaut Euch mal bei Euren Lieblingen um. Die meisten werden richtig gute Pics drin haben. Plus: Zeigt Eure coolsten Bilder in Eurer Image Gallery. Am besten alle paar Wochen neue.

2. Bio

Direkt unter der Image Gallery frägt Spotify nach Eurer Bio. Füllt sie aus. Nutzt die Zeit aktuell und fuchst Euch richtig rein, was es heißt eine geile Bio/Bandinfo zu verfassen. Ihr habt knapp 1500 Zeichen zur Verfügung (inklusive Leerzeichen!), also verwendet Ihr auch die komplette Länge und liefert eine Bio ab, die so klar auf den Punkt bringt, was Ihr seid, dass hinterher ganze Marketinglehrbücher darüber geschrieben werden. No pressure.

Bei More Info verlinkt Ihr zu Euren Accounts bei Facebook, Insta und – falls vorhanden – Twitter, das Alte-Besserwisser-Tool. Und natürlich auf Eure Homepage. TIPP: Holt Euch Listeners indem Ihr regelmäßig Playlisten oder Songs aus der Spotfy-App heraus direkt in Eure Instagram-Story teilt. Das gibt einerseits Inhalte für Euer vorrangiges Bildmedium und bringt Euch im besten Fall Streams und ein paar Menschen, die sehr gern Eure Musik hören.

3. Konzerte

Im Reiter Concerts müssen auf jeden Fall Eure kommenden Shows stehen, sollten Veranstaltungen ab drei Personen mal wieder in sein. Über Songkick oder Eventbrite ist es zum Beispiel möglich, Konzertdaten auf Spotify einzubinden. TIPP: Nutzt andersrum Eure Analyse-Daten von Spotify dazu, eine Tour anhand der Städte zu planen, in denen Ihr am meisten gehört werdet. Booker*innen lieben dieses Argument!

4. Artist’s Pick

Und jetzt kommen wir vielleicht zur wichtigsten Maßnahme: Euren Artist’s Pick aktuell und spannend halten. Im Reiter Overview lässt sich ein kleiner Ausschnitt gestalten, den Eure Hörerinnen sehr prominent präsentiert bekommen. Im Desktop-Player oben rechts und in der App gleich unter Euren Top 5. Was sollte da rein? Das können Eure Tourdaten sein, falls in naher Zukunft noch Tickets verkauft werden sollen, aber auch ein neues Bild. Sinnvoll aber ist es hier auf die eigene Playlist zu verweisen. Diese Playlist beinhaltet all Eure Songs. Oben stehen die stärksten und aktuellsten Songs, denn die erreichen am ehesten kritische Klickzahlen, um den Algorithmus zu kitzeln. Spielt immer wieder mit der Reihenfolge der Songs, um Spotify zu zeigen, dass sich was bewegt.

Playlisten kann man auch selbst erstellen

Generell ist Marketing mit Playlisten eine vielbeachtete Kunst dieser Tage. Erstellt euch zwei, drei Playlisten. Die eben erwähnten Greatest Hits und noch ein paar mit Songs anderer Bands. Das können Künstler*innen sein, die Euch ähnlich sind oder von Euren Fans gehört werden. Das kann aber auch die Topauswahl des Drummers sein oder eine elaborierte Kuration von nordsaharischem Gitarrenblues. Wichtig dabei ist die regelmäßige Pflege. Vergesst nie, dass Ihr Aufmerksamkeit auf Eure Musik lenken wollt. Leute sollen Euch hören. Wenn Leute Euch hören, juckt das in der Spürnase des Algorithmus und es könnte sein, dass der Kerl vorbeikommt und Euch gut platziert. Sei es als Empfehlung oder gar in einer automatisch generierten Playlist.

Stellt sicher, dass Ihr im Netz vorkommt

Aktuelle Bilder, eine gute Biographie. All das sollte auch auf Eurem EPK vorkommen. Im besten Fall habt Ihr nämlich ein Electronic Press Kit nicht nur als Ordner-Struktur à la Google Drive. Sondern in Form einer unverlinkten Homepage. Mittlerweile ist es sehr einfach, Websites zu basteln. Verwendet eine einfache Anbieterin und packt Eure Infos komplett, aber übersichtlich auf einen One-Pager. Die Seite ist eher ein B2B-Tool. Also wichtig für Presseleute und Bookerinnen. Verlinkt nicht öffentlich auf sie, aber richtet auch kein Passwort ein. Vielleicht überlegt Ihr Euch eine nicht ganz so leichte URL.

Was hat das mit Spotify zu tun? Nun, scheinbar durchsucht Spotify auch das Internetz nach Musikblogs und Artikeln über den neuesten Scheiß. Über Euch hat aber noch kein Musikblog geschrieben? Egal, macht es selbst! Lasst dem Spotify-Crawler ein bisschen Futter da, indem Ihr zum Beispiel via EPK Blogbeiträge verfasst. Über Eure Band, das aktuelle Album, neue Songs etc. Zudem freuen sich Journalistinnen immer, wenn der Großteil ihrer Arbeit schon erledigt ist und sie bei ner Story über Euch ziemlich umfassend und schnell was raushauen können. Win-win, oder?

Gewöhnt Euch an Spotify

Algorithmen auf sich aufmerksam zu machen geht in den allermeisten Fällen nicht von heute auf morgen. Das ist ein langer Prozess und erfordert kontinuierliche Arbeit und Informationsbeschaffung. Aber Spotify wird noch einige Zeit Marktführer bleiben. Also geduldet Euch und baut es in Eure Routine ein.