Der Skater mit dem Blindenstock
Der Skater mit dem Blindenstock
Hi, ich bin Hansi und lebe seit Geburt mit einer Sehbehinderung. Durch eine Operation auf Kuba konnte meine Restsehfähigkeit gerettet werden. So sehe ich alles wie durch eine Klopapierrolle, quasi ein „Tunnelblick“.
Ich bin viel in Nürnberg unterwegs und falle oft auf, weil ich mit meinem Blindenstock skate. Deswegen werde ich sehr oft angesprochen, manchmal 4-5 Mal am Tag. Das kann auch mal nerven, weil es oft dieselben Fragen sind. Am meisten nervt es mich, wenn Leute zu mir sagen, dass sie Mitleid mit mir haben. Deswegen habe ich mal einen Film produziert, um dieses komische Bild über mich abzulegen.
Wenn gerade kein Corona ist, gehe ich gerne auf Festivals (Summer Breeze, Rock Im Park, …) und am liebsten auf Konzerte von lokalen Bands. Generell mal wieder ein Konzert besuchen, ein ordentlicher Moshpit … das fehlt mir grad schon sehr.
Online-Konzerte sind nicht so meins. Aber ich besuche ab und zu auf Twitch eine Veranstaltung „Künstlerisches Zeichnen“. Das ist cool, weil die Künstlerin da immer gut beschreibt, was passiert und wie und was sie grad zeichnet (Anm. d. R.: Audiodeskription).
Inklusion muss von beiden Seiten kommen. Ich als Betroffener muss offen sein, mich zu inkludieren. Aber die Gesellschaft muss auch offen dafür sein. Das ist für beide Seiten nicht immer einfach. Ich finde Inklusion ist der richtige Weg, aber manchmal sind besondere Maßnahmen speziell für Menschen mit Behinderung auch wichtig und nötig. Mir hat es immer gut getan viel unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein, aber eine Ausbildung an einer Blindenschule war für mich trotzdem wichtig.
Hansi Mühlbauer stellt sich vor
Ein herzliches HALLO an ALLE auch von mir!
Als Experte in eigener Sache begleite ich die diesjährige Kampagne und möchte mich Euch kurz vorstellen: Seit meinem zweiten Lebensjahr bin ich blind. Hauptberuflich arbeite ich als Physiotherapeut. In meiner Freizeit bin ich ein leidenschaftlicher Konzert- und Festivalbesucher, Sänger der Nürnberger Band The Dehydrators und Veranstalter des
Rock the Kids Benefiz-Festivals. In meiner Rolle als Experte in eigener Sache möchte ich bei POP FÜR ALLE eine Schnittstelle zwischen Fachstellen und Community sein.
Ich bin Hansi Mühlbauer (41) von der Initiative Barrierefrei Feiern und seit diesem Jahr Teil des POP FÜR ALLE-Teams.
Ich bin Mickey und begleite Hansi seit 5 Jahren.
Mir ist es sehr wichtig, dass das Thema kulturelle Teilhabe für ALLE und somit inklusive und barrierefreie Veranstaltungen auch über die Kampagne hinaus präsent bleiben und irgendwann ganz selbstverständlich werden. Deswegen möchte ich durch Beratung und Sensibilisierung zu einem nachhaltigen Austausch zwischen Veranstaltenden, öffentlichen und freien Fachstellen der Behindertenarbeit und natürlich zwischen Menschen mit und ohne Behinderung beitragen.
Ganz besonders möchte ich auf unsere Online-Fortbildungsreihe “Barrierefreie Kulturarbeit” hinweisen und Euch herzlich dazu einladen.
Mit großer Vorfreude auf alle unsere Aktionen wünsche ich Euch nun viel Freude mit dem POP FÜR ALLE-Magazin und freue mich auf ein persönliches Kennenlernen!
Mit den besten Grüßen
Hansi Mühlbauer
Das letztjährige POP FÜR ALLE - Magazin als PDF
Jetzt auch digital verfügbar: Das POP FÜR ALLE - Magazin 2020
Seit 2018 konnten wir erfolgreich mit vielen lokalen Veranstalter*innen zusammenarbeiten und seit zwei Jahren auch einen Festivalkalender für Mittelfranken herausgegeben. Dieses Jahr fällt die Open-Air-Saison zum Schutz der Gesundheit aller leider aus. Daher muss auch unser Kalender ein Jahr pausieren. Inklusion und Barrierefreiheit auf Konzerten und Festivals bleiben allerdings dennoch wichtige Themen – wenngleich erst wieder in Zukunft. Deswegen erscheint dieses Jahr die Sonderausgabe „POP FÜR ALLE“ Magazin. Statt der Festivals in der Umgebung werden darin interessante regionale und überregionale Projekte und Initiativen vorstellt. Außerdem werden unsere neuen „Icons“ präsentiert und ausführlich erklärt.
Uns ist bewusst, dass viele Veranstalter*innen gerade mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben und sich daher keine Gedanken über andere Themen machen können. Hier möchten wir jedoch im Vorfeld unsere Unterstützung für das nächste Jahr anbieten. Egal ob Mitarbeiter*innenschulungen, Workshops, weitere Maßnahmen und Aktionen – wir sind dabei! Ihr auch? Nehmt gerne Kontakt auf!
Zunächst aber erst einmal viel Spaß mit den diesjährigen Beiträgen. Unser größter Dank gilt den großartigen Gastautor*innen.
Liebe Grüße
POP! ROT WEISS & POP FÜR ALLE-Team
Die mit den Händen tanzen
Hallo, ich bin Hristo aus München. Meine Muttersprache ist die Deutsche Gebärdensprache, ich bin taub. Ich habe einen Abschluss als Tauber Dolmetscher für Gebärdensprache. Ich dolmetsche unter anderem von der deutschen Schriftsprache in die Gebärdensprache.
Im vergangenen Jahr stand ich mit dem Team #DieMitDenHändenTanzen auf der Bühne im Kopf & Kragen in Fürth und habe ein Live-Konzert in Gebärdensprache gedolmetscht. So konnte auch das taube Publikum alles verstehen und mitfeiern. In der Vorbereitung habe ich mich durch alle Texte gearbeitet und zusammen mit dem Team die Verdolmetschung und den Stil der Band besprochen. Am Abend stand ich dann neben der Band auf der Bühne und meine hörende Kollegin Jana Blume saß mir gegenüber. Jana und das Team arbeiten schon länger als Dolmetscher*innen für Konzerte. Sie war an dem Abend meine Feederin und unterstützte mich beispielsweise beim Rhythmus oder beim richtigen Einsatz durch kurze Signale. Alles hat wunderbar geklappt und kam auch beim Publikum super an. Das war wirklich interessant und gleichzeitig eine neue Herausforderung für mich. Eine ganz neue Erfahrung! Ich wünsche mir, dass es weiterhin so gut läuft.
Auch die Zusammenarbeit im Team mit hörenden und tauben Dolmetscher*innen war wirklich spitzenmäßig!
Mehr zu DMDHT (Die mit den Händen tanzen) findet ihr auf Facebook oder Instagram.
Was ist leicht verständliche Sprache?
In Zusammenarbeit mit capito Nordbayern
Leichte Sprache, einfache Sprache, leicht verständliche Sprache: All diese Begriffe bezeichnen Texte und Inhalte, die für Menschen mit Lernschwierigkeiten gut verständlich sind. Texte, die in leicht verständlicher Sprache verfasst sind, tragen zur Barrierefreiheit bei.
Bei capito sind die Inhalte, die in leicht verständlicher Sprache verfasst sind, in drei Schwierigkeitsstufen eingeteilt: A1, A2 und B1.
Warum ist leicht verständliche Sprache wichtig?
In Österreich, Deutschland und der Schweiz können rund 24 Millionen Menschen nicht richtig lesen. Die meisten Informationen von Firmen und Behörden sind für diese Menschen nicht verständlich. Diese Menschen können deswegen an unserer Gesellschaft nicht gleichberechtigt teilhaben. Denn das Lesen und Verstehen von Texten sind wesentliche Voraussetzungen für ein selbstständiges Leben.
capito möchte, dass niemand in der Gesellschaft ausgeschlossen wird.
capito möchte, dass in Zukunft alle Menschen sagen können: ,,Ich habe verstanden!".
Ich habe was, was Du nicht siehst
Ich bin Daniel, Tätowierer, 33 Jahre alt und fühle mich in der Hardcore/Punk Szene zuhause.
Im Erwachsenenalter wurde bei mir eine eher "unsichtbare Behinderung" diagnostiziert. Rückblickend betrachtet verstehe ich mich mittlerweile selbst ein bisschen mehr. Zum Beispiel fiel es mir schon immer super schwer einfach mal unter Menschen, die mir fremd sind, zu gehen oder gar Veranstaltungen als Gast zu besuchen. Simple Dinge wie „small talk" bringen mich schnell an meine Grenzen und überfordern mich. Ich nehme Menschen meistens wörtlich und nehme sie wie Bäume wahr. Das bringt mich des öfteren in ziemlich unangenehme Situationen und führt nicht selten zu einem mentalen Totalausfall.
Bei Veranstaltungen ist die Gefahr in solche Situationen zu geraten natürlich erhöht. Deshalb besuche ich sie fast ausschließlich nur noch, wenn ich selbst als Musiker auf der Bühne stehe und mich in den Backstage flüchten kann oder meine Freunde mich begleiten. Ich liebe Konzerte, besonders bei Hardcore ist da eine tolle Dynamik und Energie zu spüren.
Für die Zukunft wünsche ich mir eigentlich nur, dass es für Menschen, die still leiden, vermehrt sensibilisiertes Personal oder es gar Ruheräume auf Veranstaltungen gibt. Das würde vieles einfacher gestalten und Konzerte zu einem tollen Erlebnis für alle machen.
Die Deutsche Gebärdensprache
Quelle: Deutscher Gehörlosen-Bund e. V.
Was ist Gebärdensprache?
Gebärdensprachen sind visuell-manuelle Sprachen, die natürlich entstanden sind. Gebärdensprachen bestehen neben Handzeichen aus Mimik und Körperhaltung. Sie verfügen über ein umfassendes Vokabular und eine eigenständige Grammatik, die grundlegend anderen Regeln folgt als die Grammatik gesprochener Sprachen. Gebärdensprachen sind ebenso komplex wie gesprochene Sprachen, auch wenn sie anders aufgebaut sind. Von der Sprachwissenschaft sind Gebärdensprachen als eigenständige, vollwertige Sprachen anerkannt.
Was bedeutet DGS?
Die Abkürzung DGS bedeutet Deutsche Gebärdensprache. Die DGS verfügt über ein eigenständiges und komplexes Sprachsystem, das sich in seiner Grammatik grundlegend von der Deutschen Laut- und Schriftsprache unterscheidet. Sie ist als vollwertige Sprache in Deutschland seit 2002 anerkannt.
Die DGS ist eine innerhalb der deutschen Gehörlosengemeinschaft gewachsene Sprache. Sie ist in ihrem Vokabular nicht bundesweit einheitlich, sondern verfügt über etliche Dialekte, vergleichbar mit der Deutschen Lautsprache (in Bayern spricht man z. B. anders als in Nordrhein Westfalen und gebärdet auch anders). Deshalb kann es in einigen Regionen Vokabeln geben, die in anderen nicht angewandt werden.
Ist die Gebärdensprache international?
Die Gebärdensprache ist nicht international. Wie die DGS über Dialekte verfügt, besitzt jedes Land seine eigene Gebärdensprache, in der sich auch regionale Dialekte entwickelt haben.
In der Kommunikation mit Gehörlosen, die andere nationale Gebärdensprachen benutzen, verwenden Gehörlose „International Signs". Dabei handelt es sich nicht um ein einheitliches System, wie bspw. „Gestuno", das gebärdensprachliche Pendant zur internationalen Lautsprache „Esperanto".
Kann man mit Gebärdensprache alles ausdrücken?
Ja. Gebärdensprachen sind zwar visuelle Sprachen, aber sie sind keine Pantomime. Gebärdensprachen verfügen über eine eigene, vollständige Grammatik und konventionelle Zeichen. Man kann sehr wohl auch abstrakte Sachverhalte damit ausdrücken. Die Vollwertigkeit von Gebärdensprachen wurde im Zuge sprachwissenschaftlicher Forschungen bereits in den 1960er Jahren festgestellt. Trotzdem wurde die Gebärdensprache in Deutschland erst durch das Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetzes 2002 anerkannt.
Wo können Kurse zur Deutschen Gebärdensprache besucht werden und wie finde ich entsprechende Anlaufstellen?
Eine Übersicht finden Sie online unter:
gehoerlosen-bund.de/gebaerdensprachschulen
Es gibt auch regionale Anlaufstellen. Hier ein Beispiel:
https://www.facebook.com/ina.fischer.7549/videos/3215428985146444/
Meine Lieblingsband gibt ein Konzert!
Von Ina Fischer
... ich möchte hingehen. Für viele Menschen ist das einfach. Sie kaufen eine Karte und gehen hin.
Ich bin blind. Für mich ist das nicht so einfach. Ich kann nicht allein auf ein Konzert gehen. Da kenne ich mich meistens nicht aus. Deshalb brauche ich eine Begleitperson.
Viele Menschen mit Behinderung brauchen eine Begleitperson. Auch für sie gibt es Hindernisse, wenn sie zu einem Konzert möchten. Die Schrift im Programmheft ist oft nicht groß genug geschrieben. Die Sprache ist für manche schwer und der Kartenverkauf im Internet ist oft nicht gut zu bedienen.
Beim Konzert gibt es auch viele Hindernisse. Oft gibt es Stufen, manchmal auch zu wenige Plätze für behinderte Menschen. Es gibt viele Leute, die helfen, solche Hindernisse abzubauen.
In Erlangen gibt es das ZSL und das Projekt "Kommune Inklusiv". Im ZSL gibt es Beratung, wie man Hilfe bekommt.
Ich arbeite mit Frau Keefer bei "Kommune Inklusiv". Wir helfen besonders Menschen, die schwerhörig oder gehörlos sind und ältere Menschen. Wir reden mit vielen Menschen z. B. mit Politiker*innen. Wir sagen ihnen, was Hörbehinderte und ältere Menschen brauchen. Wir machen auch jeden Monat ein Treffen. Das heißt "Erlangen erzählt". Da kann jeder kommen und mitmachen.
Wann die nächsten Treffen sind, steht auf unserer Homepage erlangen-inklusiv.de
Digitale Barrierefreiheit
Für junge Menschen stellen digitale Medien oft keine Herausforderung dar.
Sie sind damit aufgewachsen.
Aber viele Menschen finden digitale Medien schwer.
Das kann viele Gründe haben.
Manche Menschen besitzen keinen Computer oder kein Handy.
Andere Menschen können nicht ins Internet.
Aber oft liegt es nicht an den Menschen.
Die Informationen in den digitalen Medien sind schlecht vorbereitet.
Oft sind Webseiten unübersichtlich.
Oft sind Webseiten in einer anderen Sprache.
Solche Barrieren müssen wir vermeiden.
Es gibt Regeln, an die sich Entwickler*innen halten können.
Das schwere Wort für diese Regeln ist: Richtlinien für Barrierefreie Webinhalte.
Eine Regel ist: Es soll Informationen immer in verschiedenen Formen geben.
Zum Beispiel gleichzeitig als Text, Bild und Ton.
Ein tauber Mensch kann die Information lesen und ein blinder Mensch die Information hören.
Das schwere Wort dafür ist: Mehr-Sinne-Prinzip.
Der Verein BIRNE7 arbeitet daran, digitale Barrieren loszuwerden.
Dafür gibt der Verein Vorträge und leitet Arbeits-Gruppen.
Der Verein programmiert auch technische Anwendungen.
Wie zum Beispiel für den Computer oder das Handy.
BIRNE7 möchte Barrieren im Internet abbauen und Menschen mit Behinderung helfen.